Würden verifizierte Logins das Diskussionsverhalten ändern?
Oder: Wie schließe ich Bots und Trollschmieden aus?
Ich vermisse die Kommentarsektionen in Zeitungen. Andererseits verstehe ich den Aufwand, den es bedeutet, so eine rechtsfreie Zone zu moderieren.
Das hat mich irgendwann einmal zu der Frage getrieben, wie das anders organisiert werden könnte.
Und irgendwie bin ich dabei auf die unterschiedliche Bewertung von Privatsphäre und Anonymität gekommen, die ich zwischen den USA und Deutschland wahrnehme.
In Deutschland scheint mir eher Privatsphäre großgeschrieben zu werden, siehe Datenschutz, DSGVO, Verfassungsgerichtsurteile, hingegen Anonymität traditionell eher abgelehnt zu werden. Die Idee dahinter scheint mir etwa folgendes zu sein: jede soll sich geschützt äußern können, solange ihre öffentlichen Äußerungen im Rahmen bestehender Gesetze stattfinden: damit das garantiert werden kann, darf sie nicht vor den Organen der Rechtspflege verborgen bleiben. Im Gegensatz dazu scheint in Amerika die Anonymität großgeschrieben zu werden, mit dem Hintergedanken, dass dem Staat nicht zu trauen ist.
Schaue ich über Rechtsstaaten hinaus, sehe ich eine Notwendigkeit für die Anonymität. Früher dachte ich, das bedeutet, dass das auch das beste Modell für Medien im Internet ist.
Anhand der heutigen Verzerrungen der Realität, der offensichtlichen Propaganda durch Trollfabriken und Bots, habe ich aber meine Meinung geändert.
Ich wünsche mir einen Bereich im Internet, wo ich mir sicher bin, dass meine Gegenüber klar identifizierbar sind. Das sie reale Personen sind. Das Rechtsbrüche einfach geahndet werden können. Das keine (bzw. wenige) Bots oder virtuelle Wanderarbeiter Propaganda betreiben.
Ich gehe davon aus, dass in solchen Bereichen wieder eine andere Diskussionskultur entstehen wird. Die Heftigkeit der Online-Kommunikation wird vermutlich bestehen bleiben, aber die Hetze und Propaganda wird zurückgehen, und ich würde hoffen, dass wieder mehr Signal im Rauschen aufkommen würde.
Kann ich das umsetzen?
Ich habe daran gedacht, eigene Fediverse-Server aufzusetzen, und die Logins mit einem eID-Server abzusichern. Leider sind eID-Dienste ziemlich teuer. Damit müsste solch ein Netzwerk Geld nehmen. Das ist an sich keine schlechte Idee (ist es kostenlos, bist Du das produkt, bezahlst Du, bist Du der Kunde), aber mit eID wäre es viel Geld, zu viel Geld.
Aber der ganze eID-Markt sieht hoffnungslos chaotisch, übertrieben bürokratisch, und im Gunde tot aus. Der reine Horror!
Bliebe noch z.B. die Video-Id, hiermit könnte ich den „Vertrag“ mit dem Nutzer schließen und anschließend einen eigenen Login-Server nutzen.
Aber all das erscheint mir nur mit großem Aufwand machbar. Und irgendwie geht es gegen bestgehende Dienste an. Die so etwas jederzeit leicht als Zusatzfunktion realisieren können.
Also ist es im Grunde Unsinn es auch nur zu versuchen.
Es müsste ein anderes Produkt sein, nicht einfach ein „soziales Netzwerk“.
Mal sehen.